Geschrieben am Samstag 9. Juli 2011 um 10:03 Uhr
Backhausfest 2011

Sehr gut lief das traditionsreiche Fest der Seißener Dorfgemeinschaft schon am Samstagnachmittag an. Im Backhaus herrschte reger Betrieb, die allseits beliebten Blatze konnten - frisch aus dem Backofen - noch warm an Ort und Stelle gekauft und verzehrt werden. Die Backfrauen hatten wie immer alle Hände voll zu tun. Ortsvorsteherin Barbara Rüd ging mit gutem Beispiel voran und half tatkräftig mit beim "Blatzen" - was bedeutet, den Hefeteig auszurollen, ihn auf Bleche zu verteilen und mit verschiedenen Belägen zu versehen.
"Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal einen Blatzer", freute sich Backfrau Babette Kuhn über den ersten männlichen Helfer im Backhaus während des Fests. Und da hatte sich gleich ein ganz besonderer Bäcker eingefunden: Der 24-jährige Tapio Rouhiainen kommt nämlich aus Finnland und wurde kurzer Hand verpflichtet, als Not an Mann war.
Rouhiainen ist der Freund von Barbara Rüds Tochter Carmen, die auf Besuch in Seißen war und ebenfalls einsprang, als es im Backhaus von der Arbeit her eng wurde. "Ich will ihm die Traditionen in Seißen zeigen", meinte Carmen Daubenschütz. Dem in Stuttgart tätigen Maschinenbauingenieur gefiel die Sache. "That´s nice here and Blatz is really good", kommentierte Tapio Rouhiainen auf Englisch. Am besten schmeckte dem Finnen Zwiebelblatz mit Speck. Der junge Mann kennt sich bereits im Seißener Backbetrieb aus. Auch beim Brotbacken war er schon dabei. Dieses ist auf lange Sicht hin gefährdet. Darauf machte Barbara Rüd aufmerksam. Im Seißener Backhaus befinden sich zwei der traditionellen Holzöfen. Bei einem bricht das Gewölbe aus Schamottsteinen immer mehr herunter, auch der Boden des Ofens ist inzwischen total uneben. Das Backen werde darin immer schwieriger, berichtet die Ortsvorsteherin. Auch der Ofensetzer befürchte einen Zusammenbruch des maroden Ofens. "Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass der Ofen erneuert wird. Es geht nicht nur ums Backhausfest, sondern um unser alltägliches Backen", meint Barbara Rüd.
In Seißen wird der Dorfbackofen von rund 100 Haushalten benützt, allerdings unterschiedlich oft. Auch in diesem Jahr wurden darin wieder über 800 Brotlaibe und Hunderte von Blatzen fürs Fest gebacken. Abnehmer gibt es dafür jede Menge. Manch enttäuschter Besucher, der am Samstag kein Blatz mehr erwischt hatte, musste auf den nächsten Tag vertröstet werden. Und wer am Sonntag zu spät kam, der muss sich bis ins nächste Jahr gedulden.
Geschrieben von: M. Autenrieth-Kronenthaler
Quelle: http://www.das-blaumaennle.de